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Deutsche Akademie für Akupunktur | DAA e.V.
ÖTZI - Der Mann aus dem Eis
Stammt die Akupunktur nun aus China oder aus Europa? Forschungen zu den Tätowierungen der Mumie aus den Ötztaler Alpen lassen Zweifel aufkommen. Erfahren Sie in unserem Themenvideo mehr darüber.
An der Hautoberfläche des 1991 in Tirol entdeckten “Mannes aus dem Eis“ wurden insgesamt 15 Tätowierungsstellen entdeckt. Diese Tätowierungen liegen in einem hohen Prozentsatz exakt an Akupunkturpunkten. Darüber hinaus entsprechen sie aus der Sicht der Akupunktur einer auch heute noch üblichen Therapie gegen Rheuma.
Dieser These wurden in den letzten Jahren viel Skepsis entgegengebracht. Kritiker verwiesen auf einen möglicherweise symbolhaften Charakter der Tätowierungen und erklärten diese zu „Schönheits“-Tattoos.
Multispektral-Analyse liefert neue Erkenntnisse: der „Missing Link“
Eine Arbeitsgruppe um Marco Samadelli, Forscher an der Europäischen Akademie Bozen, lieferte nun allerdings den „Missing Link“ in dieser Angelegenheit. Seine Ergebnisse legen nahe, dass Ötzi, vermutlich bestuntersuchteste Person überhaupt, tatsächlich akupunktiert wurde.
Dank technischen Fortschritts und neuen Möglichkeiten innerhalb der Multispektralfotografie waren präzisere Untersuchungen möglich, die zuvor unentdeckte Tätowierungen zum Vorschein brachten.
Optimale Schmerztherapie dank Akupunktur mit Holzkohle
Während erste Untersuchungen in den Neunziger Jahren noch ins Leere führten, lassen sich die tätowierten Punkte heute, vor allem aus Sicht eines Akupunkteurs, eindeutig Ötzis Beschwerden zuordnen. So ist bekannt, dass der Mann aus dem Eis sowohl starke Rücken-, als auch durch Gallensteine und Peitschenwürmer verursachte Bauchschmerzen gehabt haben muss.
Akupunktiert wurde an lokalen Punkten, aber auch durch das Nadeln von Fern- und Alarmpunkten.
Konkret kann man zusätzlich zu den bereits bekannten Rückenpunkten mittlerweile einen Galle- (Gallensteine) und einen Leberalarmpunkt (Peitschenwürmer) ausmachen. Diese passen exakt zu den diagnositizierten Oberbauchschmerzen.
Dabei ist die Auswahl der Akupunktur- bzw. Alarmpunkte sehr beachtlich, da hierdurch ein optimaler Yin- und Yang-Ausgleich – ganz im Sinne der traditionellen chinesischen Akupunkturlehre – geschaffen wurde. Besonders bemerkenswert ist außerdem die dabei angewendete Technik. Denn die Akupunktur erfolgte mit Holzkohle. Dabei handelt es sich um eine besonders geschickte Art der Schmerztherapie. Die sterile Holzkohle entfaltet ihre Wirkung nicht nur temporär, sondern langanhaltend.
Frühform der Akupunktur in Zentraleuropa?
Die ältesten Zeugnisse einer Akupunktur-Anwendung in China stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., der Mann aus dem Eis lebte jedoch vor 5200 Jahren. Somit kann durch diese Entdeckung der Ursprung der Akupunktur um drei Jahrtausende vordatiert werden. Auch kann China nicht mehr als isolierter Entstehungsort der Akupunktur angesehen werden. Sie scheint vielmehr eine gemeinsame Entwicklung des euroasiatischen Kulturkreises zu sein.
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