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Deutsche Akademie für Akupunktur | DAA e.V.

Master Tung

Master TUNG Ching Chang war einer der besten Akupunkturärzte des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Methode werden mit nur wenigen Nadeln schnelle und effektive Resultate erzielt.

Master-Tung-Akupunktur

Im Westen wird Chinesische Medizin, insbesondere die Akupunktur, als ein sog. einheitliches System angesehen, das seit über 2000 Jahren entsprechend überliefert ist. Tatsache ist aber, dass die Chinesische Medizin, und hier speziell die Akupunktur, sich aus sehr vielen unterschiedlichen Systemen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben, zusammensetzt. In der chinesischen Medizin-Historie entwickelte sich auch die eigentliche TCM aus einer großen Vielfalt unterschiedlichster Strömungen.

Neben amtlichen Ausbildungsstätten oder Akademien während bestimmter Epochen in der Geschichte Chinas gab es sehr viele Ärzte, die innerhalb einer ärztlichen Familientradition ihr Wissen vom Vater an das Kind weitergaben und es als „familiengeheime“ Akupunktur-Tradition bzw. als familiäres Erbe stets nur an die Folgegeneration weitergaben. Speziell unter diesen Ärztedynastien gab es immer wieder berühmte und innovativ bedeutende Ärzte, aber auch andere Ärzte, die ihr Wissen aus den Überlieferungen der Klassiker bzw. durch eigene Forschungen bzw. Erfahrungen mehrten und veröffentlichten oder aber nur familienintern weitergaben.
Ein solches familiäres System war nach Überlieferungen des berühmten Akupunkturarztes Tung Ching Chang, heute die sog. „Tung-Akupunktur-Tradition“, die seit der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) jeweils vom Vater an den ältesten Sohn weitergegeben wurde. Schriftliche Unterlagen im Bezug auf die Tong-Akupunktur gingen während der Chinesischen Kulturrevolution verloren. Tung Ching Chang, der letzte Nachkomme der Tung-Dynastie, der sich mit Akupunktur beschäftigte, wurde 1916 in Ping Du (Provinz Shandong) in der Republik China geboren. Er erlernte die Akupunktur in der Praxis seines Vaters. Aufgrund der Kriegswirren in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts konnte Tung eine ordentliche universitäre ärztliche Ausbildung nicht bekommen.

Er kämpfte im 2. Weltkrieg auch als Soldat der Nationalarmee gegen die Japaner, trat aber kurz danach wieder in die Chinesische Nationalarmee ein, um gegen die kommunistischen Revolutionsgarden Mao Zedongs zu kämpfen. Nach dem Sieg der Kommunisten in China floh er nach Taiwan und es wurde die gegenwärtige Republik China gegründet. Während der Kriegswirren hatte er viele Tausende seiner Mitsoldaten behandelt und eröffnete nach dem Militärdienst 1960 seine erste Akupunkturpraxis in Taipeh, wo er mehr als 300000 Behandlungen durchgeführt haben soll. Darunter waren auch viele prominente Persönlichkeiten aus aller Welt. Unter Anderen auch Mao Zedong. Besonderes Aufsehen erregte er mit der erfolgreichen Behandlung des damaligen Präsidenten von Kambodscha, Lon Nol, nach einem Schlaganfall mit Hemiparese, was auch in der internationalen Presse große Beachtung fand und nicht zuletzt dadurch auch im Westen zu einem gesteigerten Interesse an der Akupunktur beitrug.

1966 kam er mit der sog. „Kulturrenaissance-Bewegung“ von Präsident Chiang Kai Shek zur Förderung der Chinesischen Kultur, nach deren vollständigen Zerstörung im Mutterland China während Maos Kulturrevolution, in Kontakt. Um die Tung‘sche Akupunkturtradition für zukünftige Generationen zu erhalten, begann „Master Tung“ (wie er später von seinen Schülern genannt wurde) Schüler auszubilden. Nach eigenen Angaben bildete er 73 Akupunkturärzte nach seiner Methode aus, da sein eigener Sohn kein Interesse an Medizin hatte. Einigen von ihnen ist es zu verdanken, dass Tungs außerordentliches Akupunktursystem und vieles aus seinem großen Wissens-und Erfahrungsschatz von ihnen schriftlich niedergelegt wurde und uns so auch heute noch zugänglich gemacht ist. Trotz seines hohen Ansehens, seiner weit über China hinaus großen Bekanntheit und seiner international Aufsehen erregenden Erfolge verweigerte ihm die Volksrepublik China schließlich im Rahmen der Neustrukturierung ihres Gesundheitswesens die ihm vorher von der Taiwanesischen Regierung versprochene Sondergenehmigung zur Gründung einer neuen Praxis, weil er ja keine universitäre ärztliche Ausbildung hatte. Master Tong empfand dieses Vorgehen als unerträglichen Betrug und schwere Demütigung seiner Person, woraufhin er seine Praxis schloss und kurz darauf im Jahre 1975 tragischerweise an Magenkrebs verstarb.

Die Akupunktur nach Master Tung zeigt im Vergleich mit anderen klassischen Akupunkturtechniken teilweise sehr unterschiedliche Aspekte. Die nach ihm benannten Punkte decken sich nur in wenigen Fällen mit den Punkten der klassischen 14 Leitbahnen und sind ansonsten über den ganzen Körper in 10 definierten anatomischen Zonen an teilweise eher ungewöhnlichen Stellen lokalisiert, so wie z.B. Zone1 Punkte der Finger, Zone 2 Punkte der Hand oder Zone 10 Punkte am Kopf enthält. Jeder Punkt hat dabei seine zonenspezifische Nummerierung und einen chinesischen Namen. Auffallend ist der Gebrauch nur sehr weniger (meist nicht mehr als sechs) Nadeln pro Behandlung, die je nach Organ oder Gewebe, das beeinflusst werden soll, unterschiedlich tief oder mit unmittelbarem Kontakt zu den entsprechenden Gewebsstrukturen wie Knochen, Sehnen, Gefäßen usw. vorsichtig eingeführt werden. Der eigentliche Ort des pathologischen Geschehens, speziell bei Schmerzen oder Funktionsstörungen, wird dabei immer über kontralaterale Punkte und/oder Fernpunkte behandelt. Manipulative tonisierende oder sedierenden Nadeltechniken werden nicht eingesetzt. Durch das Freihalten des erkrankten Areals beispielsweise eines Gelenks oder Wirbelsäulenabschnitts von Nadeln bei der Punktur ist es möglich, dass bei noch liegendem Nadelmaterial vom Patienten aktive oder passive Bewegungen des erkrankten Gebiets durchgeführt werden und so oft schon bei der ersten Behandlung eine Mobilisierung und/oder Schmerzfreiheit ermöglicht wird. Das kann besonders bei der Dao Yin–Methode durch die Behandlung mit Fernpunkten und dadurch erreichte starke Bewegung von Qi und Blut in den Leitbahnen erreicht werden.
Eine weitere Technik zur Verstärkung der Wirkungen ist die sogenannte Dao-Ma-Technik, die 2 oder 3 gleichsinnig wirkende sog. „Dao Ma“-Punkte, in kurzen Abständen vertikal hintereinander gestochen, koppelt, und so im Zielgebiet den energetischen Input deutlich verstärkt.
Ein weiteres wesentliches Merkmal der Tung‘schen Akupunktur ist das „Blutig“ Nadeln“. Ausgehend von der Theorie, dass Schmerz und chronische Erkrankungen letztendlich immer auf dem einer Qi-und besonders Blutstase gründen, verwendet Tung in seinem System die Technik des Bluten Lassens, durch die das Blut nach TCM-Theorie stark bewegt werden kann, sehr häufig. Dazu verwendet Tong vorwiegend Punkte im Bereich der ventralen oder dorsalen Thoraxregion, aber auch an der Ohrspitze oder in der Poplitea, die im Gegensatz zu den kontralateralen Nadeltechniken immer homolateral auf der Seite des Schmerzes bzw. der gestörten Region blutig im Sinne eines Mikroaderlasses (z. B.am Ohr bis zu 60 Blutstropfen) behandelt werden.

Selbstverständlich wurde bzw. kann und soll die Tung–Akupunktur durch ein entsprechende Ernährungsumstellung bzw. chinesische Phytotherapie wie auch in geeigneten Fällen durch Moxibustion ergänzt werden.

Neben diesen hier dargestellten grundlegenden Aspekten besticht und beeindruckt die Akupunktur nach Master Tung regelmäßig die Patienten sowie den Arzt durch ihren meist sofort oder sehr rasch eintretenden Erfolg.